Eine Neuentdeckung aus Jülich-Berg
Die hier vorgestellte Münze war bisher unbekannt. Es geht dabei nicht etwa um einen neuen Jahrgang eines bekannten Typs, sondern es handelt sich tatsächlich um einen neuen Münztyp in einer sonst nicht bekannten Wertstufe: Eine Münze von 6 Albus leicht des Herzogtums Jülich-Berg aus dem Jahr 1640.
1640 dauerte der Dreißigjährige Krieg noch an. Die Kipperzeit war seit 1623 überstanden, aber in allen Ländern herrschte Mangel an Geld, und die Kosten des Krieges waren hoch. Die Währung, die am Niederrhein vorherrschte, war der kölnische oder schwere Albus. Nördlich von Köln entstand dann der leichte Albus, der zum schweren Albus in einem Wertverhältnis von 5 zu 4 stand. Fünf leichte Albus entsprachen vier kölnischen oder schweren Albus. 1627 hatte Köln mit der Prägung von Vier-Albus-Stücken begonnen, 1629 begann Jülich-Berg mit der Prägung von Fünf Albus leicht, die im Wert den Kölner Vier Albus gleich waren. Ab 1636 prägte Jülich auch Vier Albus kölnisch, also die gleiche Wertstufe in der schweren Währung. 1640 und 1641 kommen aus der Jülicher Münzstätte in Düsseldorf auch Stücke zu zehn Albus leicht, was acht Albus kölnisch entspricht und perfekt ins System passt. Wir haben also:
- 4 Albus schwer = 5 Albus leicht
- 8 Albus schwer = 10 Albus leicht
Die Münzprägung wurde vom Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis kontrolliert. Auf dem Probationstag im Mai 1636 schlug der neue Münzmeister in Düsseldorf, Simon Huber, eine Reihe von Prägungen vor, darunter Fünf Albus leicht, wie sie früher schon geprägt worden waren, und Sechs Albus leicht, was eine neue Wertstufe war. Der Probationstag gestattete ihm die Prägung von 50 Mark fein der neuen Sechs-Albus-leicht-Münzen. „Von den erst aufgeführten Stücken (= 6 Albus leicht ohne Jahr) sagt die Prägeliste nichts, auch haben sich keine davon erhalten“ (Noss S. 86).
Noss berichtet dann vom Probationstag im Frühjahr 1640: „In der jülicher Büchse befanden sich Münzen zu 6 Albus leicht, deren Prägung dem Münzmeister bereits 1636 gestattet worden war. Es handelte sich um ein Werk von 46 Mark, das macht etwa 4140 Stück, von welchen sich bis jetzt noch kein einziges gefunden hat. Die Sorte wurde nicht weiter geschlagen. Sie hat sich also wohl nicht bewährt, vermutlich weil sie nicht glatt in der schweren kölnischen Währung aufging“ (Noss S. 89).
In der Liste der Prägungen 1636-1653 auf S. 92 führt Noss das Werk von 46 Mark 6 Albus leicht aufgrund des Probationstagsprotokolls unter dem Jahr 1639 an. Für 1640 gibt er 75 Mark der 10 Albus leicht an, aber keine 6 Albus. Da der Probationstag 1640 im Frühjahr stattfand, befanden sich in der zu prüfenden Fahrbüchse wahrscheinlich nur Münzen des Jahres 1639.
Unser hier vorgestelltes Stück trägt die Jahreszahl 1640. Die 4 ist wenig elegant geformt, aber es ist sicher keine veränderte 3, und die 0 ist nie eine 9 gewesen. Die 4 sieht aus, als habe der Stempelschneider keine passende Punze gehabt und ein Kreuz aus zwei I durch einen kleinen Verbindungsstrich zu einer 4 geändert. Aber die Jahreszahl 1640 ist nicht im Stempel aus 1639 geändert worden.
Ich danke Herrn H.-W. Müller vom MünzZentrum Rheinland, der die Münzen von Jülich gut kennt, für die Bestätigung, dass auch ihm ein solches Stück bisher unbekannt war.
Die Münze wird bei der Münzen & Medaillen GmbH Auktion 50 am 27. Juni 2023 als Los 575 versteigert.