Welche 0-Euro-Souvenirscheine sind echte Raritäten?
Die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen ist bekanntlich zeitraubend, mühsam und der Erfolg nicht garantiert. Gleiches gilt für ein junges Sammelgebiet, das sich am Markt behaupten will. So erging es auch den 0-Euro-Souvenierscheinen, die erstmals im Jahr 2015 die Sammlerwelt aufhorchen ließen. Viele Sammlerherzen schlugen schneller, denn die durchaus dekorativ gestalteten Scheine waren wirklich etwas Neues. Noch dazu waren sie auf echtem Banknotenpapier gedruckt. Touristenzentren und Museen klatschten in die Hände, denn Besucher wollten nur zu gern solch einen personalisierten Schein mitnehmen. Die gute alte Ansichtskarte blieb dagegen häufig in der Auslage liegen. Was zunächst nur in Frankreich zu haben war, breitete sich rasant in ganz Europa aus. Heute kann man fast weltweit interessante (und weniger interessante) Souvenirscheinausgaben an Touristenhochburgen aus Automaten ziehen. Ein regelrechter Sammelboom brach aus.
7 Jahre 0-Euro-Souvenirscheine
Was 2015 in Frankreich begann, hat inzwischen fast die gesamte Sammlerwelt erobert. Ganze sieben Jahre gibt es das Sammelgebiet nun schon. Daher ergibt es Sinn, nach heimlichen Exoten Ausschau zu halten. Unser Fokus liegt dabei aber nicht auf Scheinen, die ohnehin nur eine kleine Auflage hatten und schon längst ausverkauft sind. Ich möchte mit Ihnen auf Länder blicken, deren Souvenirscheinausgaben auch heute noch überschaubar sind. Man höre und staune: Es gibt sogar Staaten mit nur einer einzigen Souvenirschein-Ausgabe. Zudem liegt die Auflagenhöhe meist bei nur 5.000 Exemplaren weltweit. Wenn das keine Exoten im großen Pool der Ausgabestaaten sind, was dann?
Während zum Beispiel aus Deutschland im Jahre 2021 fast 270 neue Scheine auf den Sammlermarkt geworfen wurden, gab es in Österreich nur 21 Ausgaben. Aber das ist nicht verwunderlich, denn Deutschland ist inzwischen das Land mit den meisten Souvenirschein-Ausgaben weltweit. 2018 wurde Frankreich hier von Deutschland überholt, das gleich 160 verschiedene Scheine herausbrachte. Aus Frankreich gab es nur 134 Scheine. COVID-19, Lockdowns und Museumsschließungen hatten in Deutschland keine Auswirkungen auf das Geschäft mit den Scheinen – im Gegenteil. Waren es 2019 noch 175 Scheine, konnten die Ausgaben 2020 auf 258 ansteigen.
Seltene Ausgaben oder lieber Massenware?
Das muss am Ende dann doch jeder selbst entscheiden. Für mich ist es allerdings interessant und spannend zugleich, wenn sich ein Land eher zurückhaltend verhält und eben keine trivialen Themen für Souvenirscheine an den Haaren herbeizieht. Bei vielen Ausgaben ist das leider gang und gäbe geworden. Käufer dieser Scheine sollten sich die Frage stellen, welcher touristische Ort oder welche museale Einrichtung mit Scheinen wie „Deutschlands neue Postleitzahlen“ oder „Das Ost-Ampelmännchen“ finanziell unterstützt werden sollen. Zudem kommt dann auch noch der Preis. Von 2 Euro pro Schein ist oft keine Rede mehr.
Fakt ist, wer nach dem Besonderen sucht, der wird garantiert in jedem Sammelgebiet fündig werden. Wer also über die sinnfreien Massenausgaben genauso lächelt wie ich, aber trotzdem das Konzept von Richard Faille gut findet, der sollte sich besser an die „echten“ Ausgaben der Schlösser und Museen halten. Orte und Herausgeber also, die für den Sammler noch nachvollziehbar sind. Trotzdem beinhaltet die immense Vielfalt der 0-Euro-Souvenirscheinwelt auch kleine Seltenheiten, die man keinesfalls außer Acht lassen sollte. Viele davon sind sogar noch heute auf Zweitmärkten oder Sammlerbörsen erhältlich.
Seltenheiten gibt es nicht nur aus Skandinavien
Betrachtet man die Länder der Eurozone, ist es schon verwunderlich, dass es aus Ländern wie Andorra, Estland, Lettland, Litauen oder Slowenien bisher nur einen einzigen Souvenirschein gibt. Auch Luxemburg (6 Scheine), Griechenland (4 Ausgaben) und die Vatikanstadt (5 Ausgaben) scheinen bisher zurückhaltender zu sein. Im übrigen Europa verhält es sich ähnlich, denn aus Bulgarien und Island gibt es ebenfalls nur einen einzigen Schein. Doch da der 0-Euro-Souvenirschein inzwischen fast weltweit aus Verkaufsautomaten gezogen werden kann, sollten wir ruhig einen Blick um den Globus riskieren. Zum Beispiel gibt es aus Brasilien, Georgien und Japan nur einen Schein, aus Ägypten und Mexiko gerade einmal zwei Scheine.
In der folgenden Auflistung habe ich für Sie einige Ausgabeländer von 0-Euro-Souvenirscheinen zusammengestellt, von denen es bisher nur maximal zehn Scheine gibt. Was meinen Sie, könnte diese Tatsache ausreichend sein, um Sie für ein zusätzliches Sammelgebiet zu begeistern?
Übersicht
(Länder mit max. zehn Ausgaben seit 2016. Vorläufige Angaben für 2022.)
Eurozone
Andorra | 1 Ausgabe 2018 mit Kennbuchstaben SE (S=Andorra / Italien / San Marino / Vatikanstadt). |
Estland | 1 Ausgabe 2018 mit Kennbuchstaben DE (D=Estland). |
Griechenland | 4 Ausgaben, 2017 (1), 2019 (1), 2021 (2) mit Kennbuchstaben YE (Y=Griechenland). |
Lettland | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben CE (C=Lettland). |
Litauen | 4 Ausgaben, alle im Jahr 2018, mit Kennbuchstaben LT (LT=Litauen). |
Luxemburg | 6 Ausgaben, 2017 (1), 2018 (1), 2019 (4) mit Kennbuchstaben RE oder ZE (R=Luxemburg, Z=Belgien / Luxemburg (Schengen)). |
San Marino | 5 Ausgaben, 2017 (1), 2019 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben SE (S=San Marino / Andorra / Italien / Vatikanstadt). |
Slowenien | 1 Ausgabe 2018 mit Kennbuchstaben HE (H=Slowenien). Der Hauptstadt Ljubljana gewidmet. 5.000 Exemplare. |
Vatikanstadt | 5 Ausgaben, 2018 (1), 2019 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben SE (S=Andorra / Italien / San Marino / Vatikanstadt). |
Weiteres Europa
Bulgarien | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben BG (BG=Bulgarien). |
Island | 1 Ausgabe 2022 mit Kennbuchstaben IS (IS=Island). Ausgabe auf die Hauptstadt REYKJAVÍK. |
Kroatien | 5 Ausgaben, 2019 (3), 2021 (2) mit Kennbuchstaben HR (HR=Kroatien). |
Norwegen | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben NO (NO=Norwegen). |
Rumänien | 10 Ausgaben, 2019 (1), 2021 (6), 2022 (3) mit Kennbuchstaben RO (RO=Rumänien). |
Schweden | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben KE (KE=Schweden). |
Ungarn | 7 Ausgaben, 2021 (6), 2022 (1) mit Kennbuchstaben HU (HU=Ungarn). |
Welt
Ägypten | 2 Ausgaben 2019 mit Kennbuchstaben EG (EG=Ägypten). |
Argentinien | 4 Ausgaben, 2020 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben AG (AG=Argentinien). |
Armenien | 2 Ausgaben 2019 mit Kennbuchstaben AM (AM=Armenien). |
Australien | 3 Ausgaben, 2019 (1), 2021 (2) mit Kennbuchstaben AU (AU=Australien). |
Bahrain | 2 Ausgaben 2020 mit Kennbuchstaben BH (BH=Bahrain). |
Brasilien | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben BR (BR=Brasilien). |
Georgien | 1 Ausgabe 2018 mit Kennbuchstaben GO (GO=Georgien). |
Haiti | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben HAT (HAT=Haiti). |
Indonesien | 5 Ausgaben 2019 mit Kennbuchstaben DN (DN=Indonesien). |
Irak | 8 Ausgaben, 2019 (2), 2021 (6) mit Kennbuchstaben IQ (IQ=Irak). |
Japan | 1 Ausgabe 2018 mit Kennbuchstaben JP (JP=Japan). |
Kambodscha | 4 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben KH (KH=Kambodscha). |
Kanada | 4 Ausgaben, 2019 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben CA (CA=Kanada). |
Katar | 4 Ausgaben, 2019 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben QA (QA=Katar). |
Kuba | 2 Ausgaben 2019 mit Kennbuchstaben CU (CU=Kuba). |
Kuwait | 2 Ausgaben 2020 mit Kennbuchstaben KW (KW=Kuwait). |
Madagaskar | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben MG (MG=Madagaskar). |
Mauritius | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben MU (MU=Mauritius). |
Mexiko | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben MX (MX=Mexiko). |
Myanmar | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben MM (MM=Myanmar). |
Oman | 4 Ausgaben, 2020 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben MN (MN=Oman). |
Peru | 1 Ausgabe 2019 mit Kennbuchstaben PR (PR=Peru). |
Saudi-Arabien | 7 Ausgaben, 2019 (1), 2021 (4), 2022 (2) mit Kennbuchstaben SA (SA=Saudi-Arabien). |
Südafrika | 4 Ausgaben 2022 mit Kennbuchstaben JE (JE=Südafrika). |
Thailand | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben TH (TH=Thailand). |
Togo | 2 Ausgaben 2021 mit Kennbuchstaben TG (TG=Togo). |
USA | 10 Ausgaben, 2018 (2), 2019 (2), 2021 (6) mit Kennbuchstaben US (US=USA). |
Vereinigte Arabische Emirate | 4 Ausgaben, 2019 (2), 2021 (2) mit Kennbuchstaben AR und FE (AR / FE=Vereinigte Arabische Emirate). |
Mehr über unseren Autor numiscontrol, alias Reiner Graff, erfahren Sie in unserem Who’s who.
Der Sammelexperte hat es sich zur Aufgabe gemacht, gerade Anfänger an die Welt der Münzsammlungen heranzuführen – hier finden Sie seine „Grundlagen für Sammler“ sowie seine Serie „Münzpflege leicht erklärt“.
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