Die Geldgeschichte der USA, Teil 5: Die 70er und 80er Jahre

Die politische Krise der USA hält in den 70er Jahren weiter an. Nach der die Nation erschütternden Watergate-Affäre gelingt es erst Präsident Reagan, das Selbstbewusstsein der USA wiederherzustellen – nicht zuletzt dank seiner Wirtschaftspolitik.

1 Dollar 1974, Kupfer-Nickel, Vereinigte Staaten von Amerika.

Seit 1935 ist die 1-Dollar-Münze nicht mehr geprägt worden. Seither hat es zwar mehrere Versuche gegeben, die Dollarprägung wieder aufzunehmen, aber richtig erfolgreich ist man dabei nicht gewesen. Doch Ende der 60er-Jahre ist die amerikanische Nation zerrissen und braucht dringend ein neues Identifikationssymbol. Daher verfällt man im Kongress auf die Idee, einen neuen Dollar zu schaffen. Auf seiner Vorderseite trägt dieser ein Porträt des soeben verstorbenen ehemaligen Präsidenten und Kriegshelden Dwight D. Eisenhower. Und die Rückseite erinnert an den Stolz der amerikanischen Nation: den Flug der Apollo XI., des ersten Raumflugs, der anno 1969 Menschen auf den Mond bringt.

Der für den Geldumlauf bestimmte neue Dollar besteht aus Clad. Zu Sammlerzwecken werden allerdings 150 Millionen Dollar aus Clad-Silber geprägt – einer komplizierten Mischung aus 80 Prozent Silber und 20 Prozent Kupfer auf der Außenschicht der Münze, während der Münzkern aus 80 Prozent Kupfer und 20 Prozent Silber besteht. Die Ausgabe erfolgt ab 1971.

Entspannungspolitik im Kalten Krieg

In der ersten Hälfte des Jahres 1972 macht die Reisefreudigkeit des amerikanischen Präsidenten Richard M. Nixon (1969–1974) weltweit von sich reden: Im Februar besucht er als erster US-Präsident die Volksrepublik China. Keine drei Monate später weilt Nixon, ebenfalls eine Premiere, in der Sowjetunion. Dem Präsidenten eng zur Seite steht sein außenpolitischer Berater Henry A. Kissinger (*1923) – ein großer Bewunderer Bismarcks. Und wie sein Vorbild ist auch Kissinger ein gewiefter Stratege und brillanter Außenpolitiker.

Zusammen entwickeln Nixon und Kissinger das Konzept einer Entspannungspolitik, die auf dem Gleichgewicht der drei Weltmächte USA, Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und China beruht. Die plötzliche Abkehr vom strikten Antikommunismus hat natürlich handfeste, realpolitische Gründe: Die USA können den Krieg in Vietnam nicht mehr gewinnen – aber auch ein Ende ist nicht in Sicht. Die UdSSR hat rüstungsmäßig aufgeholt – sie scheint gar dabei, die USA zu überholen. Zudem bestehen Spannungen zwischen China und der UdSSR – nicht nur die USA, sondern auch die Volksrepublik hat also ein Interesse an gegenseitigen Beziehungen. Doch während sich das Verhältnis zwischen den Supermächten entspannt, nehmen anderswo auf der Welt die Spannungen zu.

Sorry, No Gas Today

Im Winter 1973/74 lehren die am Ölhahn sitzenden arabischen Staaten den Westen das Fürchten: Die Organisation Erdöl exportierender Länder, die OPEC, verhängt ein Ölembargo gegen die USA und andere Industrienationen – dies wegen ihrer „israelfreundlichen“ Haltung während des Jom-Kippur-Kriegs (1973) zwischen Israel, Ägypten und Syrien. Westliche Politiker befürchten eine Krise gewaltigen Ausmaßes. Ökonomen sehen das Ende von Wachstum und Wohlstand gekommen.

Das Öl fließt zwar bald wieder; doch die westliche Welt wird von einer durch die Ölkrise ausgelösten Rezession empfindlich getroffen. In den USA hat man darüber hinaus mit einer durch den Krieg in Vietnam bedingten Inflation und hohen Arbeitslosenzahlen zu kämpfen. Doch es ist nicht nur die wirtschaftliche Unsicherheit, die die folgenden Jahre zu einer schwierigen Zeit für Amerikanerinnen und Amerikaner macht.

Watergate

Im Jahre 1974 geht die amerikanische Nation durch eine schwere Staatskrise. Eine ganze Reihe von Enthüllungen offenbaren ein erschreckendes Ausmaß an Korruption und Kriminalität innerhalb der höchsten – der allerhöchsten – Regierungskreise. Die Watergate-Affäre, die Präsident Nixon sein Amt kostet, ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Sie allerdings weitet sich zu einer bedenklichen inneren Krise aus und hat einen immensen Vertrauensverlust in die politische Klasse der USA zur Folge. Auch zerstört sie den fast schon religiös überhöhten Mythos der US-Präsidentschaft – für den es freilich bereits lange vor Nixon keinen Grund mehr gegeben hat.

Stagflation

Das amerikanische Selbstbewusstsein leidet noch immer unter den Ereignissen des Vietnamkriegs und der Watergate-Affäre, da ereignet sich 1979 ein weiteres Fiasko: In der iranischen Hauptstadt Teheran stürmen Studenten die US-Botschaft und nehmen die Botschaftsangestellten als Geiseln; eine US-Aktion zur Befreiung der Gefangenen scheitert. Dem amerikanischen Präsidenten James E. Carter (1977–1980) verschafft dieser Misserfolg negative Popularitätsrekorde. Im Iran bricht eine Revolution aus, die zum Sturz des Schahs und zum Krieg mit dem Irak führt, was eine zweite Ölkrise zur Folge hat. Wieder schlittert die Welt in eine Wirtschaftskrise.

Neben dem Ölpreisschock machen konservative Wirtschaftswissenschaftler aber auch die Wirtschaftspolitik der westlichen Welt für die Rezession verantwortlich. Ihre Diagnose: Durch übertriebene Eingriffe in die Wirtschaft würden die Regierungen der Industriestaaten die Steuern in die Höhe treiben und chronische Budgetdefizite verursachen. Durch die höheren Steuern würde der Konsum gebremst, während verstärkte Kreditnahmen der Staaten die Zinsen in die Höhe trieben. Das verteuere das Kapital, was wiederum die Investitionsbereitschaft hemme. Und ohne Investitionen kein Wachstum. Darüber hinaus hätten übertriebene Lohnforderungen der Gewerkschaften zu kräftigen Preissteigerungen geführt. Das Ergebnis: Stagflation – eine Kombination aus stagnierendem Wirtschaftswachstum und Inflation.

Juli 1981: Präsident Reagan erklärt in einer Fernsehansprache seine geplanten Steueränderungen.

Reaganomics

In dieser Situation betritt der Filmschauspieler Ronald W. Reagan die weltpolitische Bühne. Mit dem Versprechen neuer Stärke und Größe der Nation sowie der Forderung nach „innerer Erneuerung“ wird er zum Präsidenten (1981–1988) der Vereinigten Staaten gewählt. Und Reagan gelingt es tatsächlich innerhalb kürzester Zeit, das angeschlagene nationale Selbstbewusstsein wiederherzustellen.

Dies nicht zuletzt dank seiner Wirtschafts- und Sozialpolitik, die später als Reaganomics bezeichnet werden wird. Denn – neben Englands Premierministerin Margret Thatcher – schließt er sich dem Standpunkt konservativer Ökonomen an, senkt kräftig die Steuern und fördert den weitgehenden Rückzug des Staates aus dem Wirtschaftsgeschehen. Überdies hebt Reagan die Rüstungsausgaben massiv an und kürzt gleichzeitig die staatlichen Sozialleistungen.

So erreichen die Vereinigten Staaten in den 80er-Jahren dank Reaganomics ein beachtliches Wirtschaftswachstum. Die größte Aktienhausse des 20. Jahrhunderts nimmt ihren Anfang – und mit ihr der Höhenflug des Dollars: Mitte der 80er-Jahre hat der Wert des Dollars die anderen wichtigen Währungen weit hinter sich gelassen. 1985 jedoch beschließen die USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Japan im so genannten Plaza-Accord Maßnahmen zur Stabilisierung des Dollars. In den folgenden zwei Jahren verliert die amerikanische Währung um 30 Prozent an Wert; es folgt eine zehn Jahre andauernde Baisse. Dennoch legen viele asiatische Länder – allen voran China – ihre nationalen Ersparnisse weitgehend in US-Dollar an. Damit akzeptieren sie nicht nur die Dominanz der amerikanischen Währung, sondern untermauern auch die Stellung des US-Dollars als Leitwährung der absehbaren Zukunft.

Zu großes Kleingeld

Nachdem man die Prägung von Dollarmünzen 1971 wieder aufgenommen hat, wird die Tradition fortgesetzt – nicht zuletzt darum, weil sich Metallgeld natürlich viel weniger abnutzt als Papiergeld. Allerdings sind die großen und schweren Münzen in der amerikanischen Bevölkerung höchst unbeliebt und laufen kaum um. So wird der Eisenhower- Dollar 1979 durch so genannte Minidollars ersetzt, die wesentlich kleiner und leichter sind als ihre Vorgänger.

1 Dollar 2000, Vereinigte Staaten von Amerika.

Der abgebildete Dollar gilt in den USA seit Januar 2000. Er zeigt auf seiner Vorderseite das Schoschonenmädchen Sacajawea, das zu Beginn des 19. Jahrhunderts maßgeblich dazu beitrug, die Expedition der beiden Herren Lewis und Clark zum Erfolg zu führen: Diese beiden machten sich 1804 auf, eine Route zwischen dem Mississippi und dem Pazifik zu entdecken – eine 12 300 Kilometer lange Reise durch unerforschtes Indianerland. Dass die Expedition heil zurückkehrte, war wie erwähnt der umsichtigen Führung der 15-jährigen Sacajawea zu verdanken, die auf der Reise zudem einen Sohn zur Welt brachte, den sie – wie das Münzbild zeigt – auf ihrem Rücken zum Pazifik und wieder zurück trug.

Im Geldumlauf findet man solche Dollarmünzen heute eher selten; gebraucht werden sie überwiegend in Spielkasinos und an Geldautomaten. Die Kaufkraft eines Dollars ist zur Zeit ohnehin nicht besonders groß – für einen Dollar bekommt man heutzutage nicht einmal mehr ein Brot.

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