Schätze im DDR-Münzgeld – Teil 1: 1948-1953

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das spätere Gebiet der DDR noch als Sowjetische Besatzungszone bezeichnet. Wie überall im aufgeteilten Deutschland lag vieles in Schutt und Asche. Nur ganz allmählich gelang es, wenigstens die Betriebe wieder in Gang zu bringen, um Bevölkerung, Flüchtlinge und Vertriebene mit den notwendigsten Lebensmitteln zu versorgen. Wie in den drei Westzonen galt auch hier noch immer die Reichsmark. Allerdings waren überall besonders die Kleinmünzen knapp, ja fast gar nicht mehr im Umlauf. Nahrungsmittel waren die einzige Sorge und wurden dabei zur Währung. Auf die für die Ostzone überraschende Währungsreform in den Westzonen am 20. Juni 1948 folgte am 24. Juni 1948 die Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone. Zunächst betraf diese nur die sich im Umlauf befindlichen Banknoten.

Am 20. Juli 1948, und mit dem Beschluss der Deutschen Wirtschaftskommission, wurde der Deutschen Notenbank das alleinige Recht zugesprochen, in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und im Gebiet von Groß-Berlin neue Geldzeichen, lautend in Mark der Deutschen Notenbank, auszugeben. Später, im Jahre 1968, wurde diese Aufgabe der Staatsbank der DDR übergeben. Obwohl es sich dabei meist um Geldstücke aus Aluminium handelt, suchen Sammler des einstigen DDR-Geldes heute händeringend nach Jahrgängen der Anfangszeit.

Glücklicherweise sind Aluminiummünzen nur äußerst selten von Korrosion (d. h. von Rost) befallen. Wurden sie geschützt aufbewahrt und sind nur wenige Kratzer vorhanden, so sind sie für Sammler hochinteressant. Gesuchte Jahrgänge können dabei, genau wie seltene DM-Münzen, äußerst wertvoll sein und es gibt Stücke, die einige Hundert Euro wert sind. Ein Highlight darunter ist das 50-Pfennig-Messingstück der DDR aus dem Jahre 1949. Sollten Sie es finden, könnte es Ihnen bis zu 12.000 Euro einbringen. Es lohnt sich also unbedingt, danach zu suchen. Aber auch die restlichen Stücke aus der Sowjetischen Besatzungszone und der jungen DDR sind inzwischen kaum noch am Markt zu finden und entsprechend teuer!

1948–1953 gab es zwei Münzstätten und unterschiedliche Rückseiten

Wie bei der Bank deutscher Länder in den Westzonen wurde im Jahre 1948 mit der Prägung der neuen Münzen in der Sowjetischen Besatzungszone begonnen. Zunächst wurden die Münzen zu 1-Pfennig, 5-Pfennig und 10-Pfennig in den beiden Prägestätten Berlin (A) und Muldenhütten bei Freiberg (E) hergestellt. 1949 folgte die 50-Pfennig-Münze aus Aluminiumbronze. 1953 wurde die Prägestätte in Muldenhütten bei Freiberg geschlossen und die Münzen wurden nur noch in Berlin hergestellt. Das „E“ auf deutschen Münzen verschwand damit bis heute.

Grundsätzlich muss bei den Münzen aus dieser Zeit zwischen den beiden unterschiedlichen Rückseiten (RS) „Ähre und Zahnrad“ (1948–1950), als Symbol des Zweijahrplans, sowie „Hammer, Zirkel und zwei Ähren“ (1952–1953), als Symbol des Fünfjahrplans, unterschieden werden. Dies betrifft die 1-, 5- und 10-Pfennig-Stücke. Die 50-Pfennig-Münze aus dem Jahr 1949 zeigt auf der Rückseite einen Pflug vor einem Hüttenwerk, dazu rauchende Schornsteine als Motiv.

Es gab damals also Münzen zu 1-Pfennig, 5-Pfennig und 10-Pfennig (1948–1950) mit Ähre und Zahnrad. Ab 1952 wurde die gemeinsame Rückseite geändert und zeigte nun die Symbole des Fünfjahrplans (Hammer, Zirkel und zwei Ähren). Auch hier galt die Änderung für alle Stücke von 1-Pfennig bis 10-Pfennig.

Ausgaben der Deutschen Notenbank 1948–1953

Auf der Wertseite steht „Pfennig“, darunter befindet sich der Buchstabe der Prägestätte (A oder E). Über der „1“, „5“ oder „10“ steht „DEUTSCHLAND“, links und rechts neben der Wertzahl befindet sich ein vierstrahliger Stern. Auf beiden vorkommenden Rückseiten ist unten die entsprechende Jahreszahl aufgeprägt. Der Rand ist glatt.

Das 50-Pfennig-Stück, welches offiziell erst am 1. September 1950 ausgegeben wurde, ist etwas Besonderes. Diese Münzen wurde aus Aluminiumbronze (Messing) hergestellt und glänzten golden in den Geldbörsen. Es gibt Probeprägungen aus dem Jahre 1949, die in geringer Stückzahl in den Umlauf kamen. Alle anderen Stücke sind aus dem Jahre 1950. Zusätzliche Arabesken auf dem Rand sorgten für Schmuck. Die Stücke wurden ausschließlich in der Prägestätte Berlin (A) hergestellt. Münzen zu 20-Pfennig, 1-Mark, 2-Mark, 5-Mark, 10-Mark und 20-Mark gab es damals noch nicht.

50-Pfennig DDR 1949 und 1950.

Außer Kurs gesetzt und dennoch wertvoll

Die Stücke zu 1-, 5- und 10-Pfennig (1948–1953) wurden am 1. Januar 1972 außer Kurs gesetzt. Das 50-Pfennig-Stück wurde dagegen bereits am 1. Dezember 1958 ungültig.

Grundsätzlich kann man heute von wahren Raritäten sprechen, da diese Münzen bereits in den letzten Jahren der DDR kaum noch zu finden waren. Als sie im Jahre 1958 bzw. 1972 ungültig wurden, trugen die Menschen fast sämtliche Münzen zu den Banken und Sparkassen und tauschten diese um. Alles ging meist auf kurzem Wege in ausgesuchte Stahlwerke und wurde dort eingeschmolzen, denn Aluminium galt als wichtiger Rohstoff der Industrie. Eine Übersicht der noch vorhandenen „Schlafmünzen“ gibt es von der Deutschen Bundesbank für DDR-Geld nicht. Fakt ist: Es wird für Sammler von Jahr zu Jahr immer schwieriger, an entsprechendes Material heranzukommen. Die Preise der Stücke aus dieser Zeit steigen unaufhörlich und die tatsächlichen Zahlen sind nicht bekannt.

Dabei stecken sicherlich noch Tausende DDR-Mark in vergessenen Spardosen, alten Mänteln, einst geerbten Dingen, die man vorerst auf dem Dachboden gelagert und dann doch vergessen hat. Auch hier gilt: Alles, was verdächtig klappert, könnte wertvoll sein! Vergessen Sie endlich die Bezeichnung „Ostgeld“ und „Alu-Chips“, zweifeln Sie an den Geschichten des wertlosen Ostgeldes. Wenn überhaupt, dann traf das bis 1990 zu und ist heute längst überholt! Inzwischen ist so mancher DDR-Pfennig aus Aluminium mehr als 10 Euro wert! Gehen Sie auf die Jagd und schauen Sie, ob nicht in der geerbten Weihnachtspyramide aus dem Erzgebirge ein vergessener DDR-Pfennig zu finden ist. Und schütteln Sie dabei auch ruhig einmal die Zuckerdose vom guten „Meißner-Kaffee-Gedeck“. Wer weiß, ob die Zuckerdose nicht einmal zweckentfremdet wurde? Nachschauen lohnt sich!

Zur Bank können ehemalige DDR-Münzen allerdings nicht gebracht werden. Sie haben einen reinen Sammlerwert und werden von der Bundesbank nicht in Euro umgetauscht!

1-Pfennig DDR-VS 1948 bis 1953.

1-Pfennig 1948–1950

Ausgegeben wurden diese Pfennige ab dem 2. März 1950. Gut erhaltene Stücke aus der Münzstätte Muldenhütten (E) der Jahrgänge 1949 und 1950 sind gesucht und entsprechend wertvoll. Für solche „E“-Stücke werden oft Preise zwischen 10 und 300 Euro gezahlt. Doch auch 1-Pfennig-Münzen aus der Berliner Münzstätte werden kaum unter 5 Euro gehandelt.

1-Pfennig 1952 und 1953

Beide Jahrgänge sind beliebt und es gibt sie aus den Münzstätten A und E. Da es in Muldenhütten bei Freiberg nicht die Kapazitäten für größere Prägezahlen gab, sind diese Münzen kleine Seltenheiten und entsprechend kaum zu finden. Der Pfennig aus E aus dem Jahre 1953 kann daher bis zu 80 Euro wert sein. Mindestens wird er ab 5 Euro gehandelt. Der Jahrgang 1952, Buchstabe E bringt dagegen zwischen 3 und 50 Euro. Stücke aus der Prägestätte A liegen noch zwischen 2 und 18 Euro.

5-Pfennig DDR-VS 1948 bis 1953.

5-Pfennig 1948–1950

Alle Stücke der drei Jahre kommen nur aus der Münzstätte A. Trotzdem sind diese Münzen selten und die Preise liegen derzeit zwischen 4 und 20 Euro und können bei guter Erhaltung der Münze bis zu 100 Euro betragen. Das Stück von 1949 aus A kann dabei je nach Erhaltung bis zu 180 Euro bringen.

5-Pfennig 1952 und 1953

Hier gibt es wieder Stücke mit den Prägebuchstaben A und E zu unterscheiden. Spitzenreiter ist das Stück aus dem Jahre 1953 der Münzstätte Muldenhütten (E). Eine hervorragend erhaltene Münze wechselte schon einmal für 120 Euro den Besitzer. Sonst wird das Stück zwischen 6 und 100 Euro gehandelt. Doch auch die Münzen aus A sind  selten geworden und bringen dem Verkäufer zwischen 2 und 40 Euro ein.

10-Pfennig 1948–1950

10-Pfennig DDR-VS 1948 bis 1953

Die Jahrgänge 1948 und 1949 wurden nur in Berlin (A) hergestellt, und man kann für solch ein Stück zwischen 4 und 15 Euro bekommen. Gut erhaltene Stücke dagegen bringen es bis zu 130 Euro. Der Jahrgang 1950 wurde wieder in A und E geprägt, und – wie sollte es anders sein – auch hier kommt der Spitzenreiter aus Muldenhütten. Sammler geben allein für solch eine gut erhaltene Münze zwischen 10 und 100 Euro aus. Eine prägefrische Münze bringt es durchaus bis zu 700 Euro! Die A-Stücke von 1950 liegen dagegen wieder bescheidener zwischen 4 und 15 Euro.

10-Pfennig 1952 und 1953

Auch in diesen beiden Jahrgängen wird das meiste Geld für Münzen aus Muldenhütten (E) geboten. Doch steht die Prägestätte A dem nicht viel nach. In beiden Jahren wurden nur wenige Stücke geprägt. Für eine Münze 1952 A werden zwischen 5 und 60 Euro gezahlt. Eine sehr gut erhaltene Münze kann bis zu 120 Euro wert sein. Die Münze 1952 E wird zwischen 5 Euro und 200 Euro gehandelt. Bei prägefrischer Erhaltung kann sie sogar bis zu 400 Euro einbringen. Die Stücke des Jahrgangs 1953 A sind zwischen 5 und 100 Euro wert, sie können aber auch bis zu 130 Euro einbringen. Der Prägebuchstabe E wird dagegen nicht unter 6 Euro gehandelt und spitzenmäßig erhaltene Münzen können bis zu 420 Euro wert sein.

50-Pfennig 1949 und 1950

Von diesem Stück aus Messing, das einigen wohl noch völlig unbekannt ist, wurden fast 68 Millionen Münzen des Jahrgangs 1950 hergestellt. Die Münze wurde nur in Berlin (A) geprägt. Nimmt man es ganz genau, dann sind die wenigen bekannt gewordene Münzen aus dem Jahrgang 1949 reine Probemünzen. Trotzdem kamen einige davon in Umlauf. Warum sollte es nicht auch heute noch möglich sein, ein derartiges Stück zu finden? Wie viele dieser Stücke in Umlauf kamen, ist allerdings nicht bekannt. Einige behaupten, es seien nur acht Münzen gewesen, doch stimmt das wirklich oder sollte man besser sagen, es wurden bisher nur acht Münzen gefunden? Fakt ist, dass die 50-Pfennig-Münzen mit der Jahreszahl 1949 eine Menge Geld einbringen können. Wir bewegen uns hier zwischen 8.000 und 16.000 Euro pro Stück! Doch auch das „regulär“ ausgegebene Stück mit der Jahreszahl 1950 ist selten und durchaus begehrt. Es kann immerhin zwischen 5 und 20 Euro einbringen, gute Stücke können sogar bis zu 60 Euro wert sein.

 

Es lohnt sich also unbedingt, intensiv nach den Münzen dieser Jahrgänge zu suchen. Tatsache ist, dass viele ihren heutigen Wert nicht erkennen und über Ostgeld noch immer die Nase rümpfen. Werden derartige Münzen im Haushalt gefunden, wandern die kleinen Schätze leider zu oft als „Schrott“ in den Mülleimer.

Natürlich gibt es auch Fehlprägungen

Achten Sie beim Bestimmen der gefundenen Stücke immer auf Stempeldrehungen, denn sie kommen auch auf DDR-Münzen vor. Das Gleiche gilt für Stempelausbrüche und Stempelrisse, die ihre Spuren auf den Münzen hinterlassen. Bei der Untersuchung der Münzen sollten eine Lupe und gutes Licht zur Hand sein, auch ein Magnet ist zu gebrauchen. In den Anfangsjahren der DDR hat es natürlich auch Materialermüdungen am Stempel oder an der Maschine gegeben. Diese Fälle sind an der schwachen Prägung zu erkennen, wobei ganze Teile des Prägebildes der Münze fehlen können. Achten Sie auf fehlende Buchstaben oder wichtige Details: Der Sammler wird sich danach die Finger lecken.

Zum Beispiel gibt es das 10-Pfennig-Stück 1949 A (RS mit Zahnrad und Ähre) auch als „Rändelprobe“. Es besitzt daher einen Riffelrand mit 90 Kerben und ist nicht glatt. Solche Stücke können Liebhaberpreise bringen. Aber Vorsicht, es gibt heute schon „Experten“, die reguläre Münzen manipulieren und einen Riffelrand anbringen. Besteht ein Verdacht, sollte die Münze vom Fachmann geprüft werden.

Vom 10-Pfennig-Stück 1953 A (RS mit Hammer, Zirkel und zwei Ähren) sind verschiedene Materialproben hergestellt worden. Es gibt unterschiedliche Aluminiumlegierungen und auch Stücke, die auf einem Stahlschrötling (magnetisch) geprägt wurden.

Bekannt geworden ist ebenfalls eine Motivprobe, die 1957 in Berlin geprägt wurde. Sie trägt die Wertseite eines 1-Pfennig-Stücks aus der hier beschriebenen Zeit und auf der Rückseite ist das Staatswappen der DDR sichtbar. Es sind nachweisbar nur sehr wenige Stücke in den Umlauf gekommen und sie erzielen heute Liebhaberpreise.

 

In Teil 2 werden wir Ihnen die besonderen Stücke der DDR-Umlaufmünzen aus den Jahren 1956 bis 1990 näher vorstellen. Auch hier gibt es noch viele Schätze zu bergen.

 

Alle Fotos: © Angela Graff

 

Unser Autor numiscontrol hat auch einen äußerst interessanten Beitrag zu Geldautomaten und Geldkarten der DDR verfasst.

Wenn Sie wissen wollen, was aus der ehemaligen Prägestätte von Muldenhütten geworden ist, auch darum hat sich numiscontrol gekümmert.

Ohne Ostalgiker zu sein, interessiert sich numiscontrol sehr für die Geschichte des geteilten Deutschlands und kann sich tierisch darüber aufregen, wenn eine Abbildung Geschichtsklitterung betreibt wie auf diesem 0-Euro-Schein.

Übrigens stammt aus der Feder von numiscontrol einer unserer beliebtesten Artikel: Unentdeckte Schätze bei Umlaufmünzen. Eine Übersicht.