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Maximilian: Letzter Ritter und / oder Bankrotteur

von Ursula Kampmann

Am 3. Juli 2025 versteigert Künker die Sammlung Hermann Wohnlich von Münzen und Medaillen aus Tirol. Darunter befindet sich ein eindrucksvolles Ensemble von Schaumünzen Maximilians I. Sie sind ein hervorragendes Zeugnis dafür, wie gut der Kaiser sich darauf verstand, sein Image zu pflegen. Die Nachwirkungen spüren wir noch heute.

Inhalt

rechts: Albrecht Dürer: Maximilian I., 1519, Gemälde im Kunsthistorischen Museum Wien. Links: Maximilian auf zwei seiner Guldiner aus der Künker-Auktion 423, Losnummern 15 (oben) und 17 (unten).

rechts: Albrecht Dürer: Maximilian I., 1519, Gemälde im Kunsthistorischen Museum Wien. Links: Maximilian auf zwei seiner Guldiner aus der Künker-Auktion 423, Losnummern 15 (oben) und 17 (unten).

Was wissen Sie eigentlich über Kaiser Maximilian I.? Fällt Ihnen außer „der letzte Ritter“ und dem Goldenen Dachl noch etwas ein? Was ist mit den üblichen Garanten ewigen Ruhms? Mit den großen Schlachten und Eroberungen? Den genialen Feldzügen? Nichts? Das ist nicht weiter überraschend. Es gibt sie nicht. Nicht, dass Maximilian keine Kriege geführt hätte. Aber seine militärische Leistungsbilanz kann man selbst wohlmeinend nur als durchwachsen bezeichnen. Das gleiche gilt für seine politische Agenda.

Trotzdem ist Maximilian I. bekannter als wesentlich erfolgreichere Herrscher seiner Zeit. Woran das liegt? Nun, Maximilian war ein PR-Profi und das lange, bevor dieses Wort erfunden wurde. Er nutzte modernste Mittel, um sein Image zu pflegen und alternative Wahrheiten festzuschreiben. Alternative Wahrheiten, die heute gefühlte Geschichte geworden sind.

Porträt Kaiser Maximilians I. von Hans Kels dem Älteren. Kaufbeuren, ca. 1510-1520. Bayerisches Nationalmuseum Inv. Nr. H250. Foto: KW.

Porträt Kaiser Maximilians I. von Hans Kels dem Älteren. Kaufbeuren, ca. 1510-1520. Bayerisches Nationalmuseum Inv. Nr. H250. Foto: KW.

Ein unglücklicher Start

Seine Wahl zum römisch-deutschen König verdankte der junge Maximilian seinem Vater, Friedrich III. Der setzte 1486 durch, dass die Kurfürsten seinen Sohn noch zu seinen eigenen Lebzeiten als Römisch-Deutschen König wählten. Damit war Maximilian das Kaiseramt sicher. Der Titel blieb den Habsburgern erhalten. Das war wichtig. Denn ihr Stern schien am Sinken. Gerade erst hatte Matthias Corvinus große Gebiete ihres Stammlandes erobert. Er residierte seit dem 1. Juni 1485 in Wien und machte Friedrich den Titel Herzog von Österreich streitig. In Flandern kämpften derweil Habsburger Truppen gegen den französischen König, der ebenfalls Anspruch auf das Erbe Karls des Kühnen erhob.

Als Friedrich 1493 starb, hatte sich die Lage ein wenig gebessert: Matthias Corvinus war kinderlos gestorben und das Burgundische Erbe zwischen Habsburg und Frankreich geteilt. Nichtsdestotrotz blieb die Lage angespannt. So angespannt, dass Maximilian sich gezwungen sah, während des Wormser Reichstages von 1495 erhebliche Zugeständnisse zu machen. Sie waren derart einschneidend, dass einige Historiker mit eben diesem Reichstag die frühe Neuzeit beginnen lassen. Denn Maximilian trat entscheidende Befugnisse des Kaisers an die Reichsstände ab. Die Gründung des Reichskammergerichts und die (inoffizielle) Anerkennung des Rechts des Reichstags, bei der Gesetzgebung entscheidend mitzuwirken, begrenzte die Macht aller kaiserlichen Nachfolger.

Warum vergessen wir dieses Scheitern, wenn wir uns an Maximilian I. erinnern? Eine durchaus berechtigte Frage.

Maximilian I. Kaiserguldiner ohne Jahr (1508), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 15.

Maximilian I. Kaiserguldiner ohne Jahr (1508), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 15.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 15.

Ein Vermögen für die PR

Maximilian gelang es, mittels seiner PR von diesem Scheitern abzulenken. Glauben Sie nicht, dass dies zufällig geschah. Er wusste genau, was er tat. Er beauftragte die besten Künstler seiner Zeit, sein Image zu kreieren. Wir wissen das, weil Maximilian selbst es uns mitteilt. So heißt es im Kapitel 24 seines Weißkunigs (übersetzt – wie auch alle anderen Zitate – ins moderne Deutsch): Wer sich während seines Lebens keine ruhmvolle Erinnerung schafft, an den wird sich nach seinem Tod auch niemand erinnern; und dieser Mensch wird mit dem Ton der Totenglocke vergessen; und deshalb wird das Geld, das ich für die ruhmvolle Erinnerung an mich ausgegeben habe, nicht verloren sein. Aber das Geld, das ich nicht für meine ruhmvolle Erinnerung ausgebe, verhindert die ruhmvolle Erinnerung an mich in der Zukunft.“

Der junge König in seiner Münzstätte. Wir verdanken die wohl bekannteste Darstellung einer frühneuzeitlichen Münzstätte Maximilian und seinem Weißkunig.

Der junge König in seiner Münzstätte. Wir verdanken die wohl bekannteste Darstellung einer frühneuzeitlichen Münzstätte Maximilian und seinem Weißkunig.

Theuerdank, Weißkunig und Ehrenpforte

Bevor wir uns den Prägungen Maximilians I. zuwenden, werfen wir einen kurzen Blick auf die anderen Propagandamittel, mit denen er sich ein Andenken schuf. Denn wir dürfen eines nicht vergessen: Die Numismatik steht nicht losgelöst im Raum, sondern ist Teil des Gesamtkonzepts der fürstlichen Selbstdarstellung. Um die Bilder der Münzen und Medaillen zu verstehen, ist es hilfreich, sich die Aussagen der anderen Medien zu vergegenwärtigen.

Maximilian kombinierte kongenial die Innovationen seiner Epoche und schuf daraus Neues. Da gab es zum Beispiel in der Schweiz – damals eine europäische Großmacht, die gerade Karl den Kühnen beseitigt hatte – die so genannten Bilderchroniken. Das waren reich illustrierte Handschriften, die die eigene Wahrheit in Bild und Text umsetzten. Sie hatten immensen Erfolg. Noch heute glauben die meisten Schweizer, Karl der Kühne habe die Schweiz angegriffen. Das Erfolgsrezept der Bilderchronik: Die alternative Wahrheit in möglichst eindrucksvollen Bildern zu präsentieren. Wer sie sah, stellte ihre Wahrheit nicht in Frage.

Maximilian übernahm die Idee und kombinierte sie mit den in Adelskreisen so beliebten Ritterepen. Das Ergebnis war der reich illustrierte Theuerdank, der die fiktive Suche eines Ritters nach der geliebten Braut schilderte. Der Protagonist ähnelte auffallend Maximilian I.

Während die Schweizer Bilderchroniken in nur einem Exemplar existiert hatten, ließ Maximilian den Theuerdank drucken und erhöhte so dessen Reichweite. Er verschenkte ihn an diejenigen, die wir heute Influencer nennen würden. So konnte er sicher sein, dass sie das Buch auf ihren Burgen immer wieder im Kreis ihrer Gefolgsleute und Besucher hervorholten, um sich die Verse vorlesen zu lassen (nicht alle konnten lesen!) und gemeinsam die Bilder zu betrachten. Der Theuerdank war derart erfolgreich, dass ihm Maximilian den Weißkunig und den Freydal folgen ließ.

 Die Ehrenpforte Maximilians I. Handkolorierter Druck von Albrecht Dürer, aus mehreren Holzschnitten zusammengesetzt, mit einer Größe von 2,95 x 3,57 m(!). Foto: KW.

Die Ehrenpforte Maximilians I. Handkolorierter Druck von Albrecht Dürer, aus mehreren Holzschnitten zusammengesetzt, mit einer Größe von 2,95 x 3,57 m(!). Foto: KW.

Eine andere, geradezu geniale Innovation war die so genannte „Ehrenpforte“. Es handelt sich um die fiktive Darstellung eines Triumphbogens, der mit allen möglichen detaillierten Darstellungen geschmückt war. Dieses Kunstwerk können wir als eine Art Vorläufer des Plakats bezeichnen. Der gigantische Holzschnitt, für den Albrecht Dürer verantwortlich zeichnete, maß fast 3 Meter in der Breite und 3,60 Meter in der Höhe. Er war dafür gedacht, in Rathäusern und Palästen angebracht und von möglichst vielen Leuten betrachtet zu werden. Die erste Edition wurde 1517/8 in etwa 700 Exemplaren produziert und als Geschenk hauptsächlich an Reichsstädte und Reichsfürsten verteilt. Wen der Kaiser mit so einem ehrenvollen Geschenk beschenkt hatte, der präsentierte es an einer möglichst auffälligen Stelle. So illustrierte er, in welch hoher Gunst er beim Kaiser stand – und verbreitete gleichzeitig die kaiserlichen Botschaften.

Detail aus der Ehrenpforte Maximilians. Foto: KW.

Detail aus der Ehrenpforte Maximilians. Foto: KW.

Denn auch die Ehrenpforte war eine Selbstdarstellung Maximilians I. und zeigte all die Ereignisse, die er als seine Erfolge verbucht sehen wollte. Wir können uns heute kaum mehr vorstellen, wie viel Zeit und Aufmerksamkeit solch ein Bild erhielt. Während wir auf dem Höhepunkt einer Bilderflut leben, kannte ein Mensch zu Beginn der frühen Neuzeit Bilder gerade mal aus der Kirche und aus dem öffentlichen Raum. Wer die Möglichkeit erhielt, ein Bild zu betrachten, nahm sich Zeit dafür, verinnerlichte möglichst viele Details, um sie mit seiner Umwelt genauestens zu diskutieren. Um es den Betrachtern leichter zu machen, sich an das Gesehene zu erinnern, ließ Maximilian die erklärenden Texte in gereimtem Deutsch verfassen.

Maximilian I. Medaille von Giovanni de Candida ohne Jahr (1477) auf die Hochzeit Maximilians mit Maria von Burgund. Sehr selten. Originalguss. Vorzüglich. Taxe: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 11.

Maximilian I. Medaille von Giovanni de Candida ohne Jahr (1477) auf die Hochzeit Maximilians mit Maria von Burgund. Sehr selten. Originalguss. Vorzüglich. Taxe: 1.500 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 11.

Die Medaille als weiteres PR-Tool

Genau wie bei Theuerdank und Ehrenpforte griff Maximilian für seine Schaupfennige etwas auf, das er an anderer Stelle gesehen und weiterentwickelt hatte. Ausgangspunkt waren die Medaillen, die er am Hof Karls des Kühnen kennengelernt hatte. Dort wirkte Giovanni de Candida seit November des Jahres 1467. Er war kein Handwerker wie die Stempelschneider von Hall, sondern ein hochgebildeter Mann, ein Cortegiano und Gentiluomo, wie sie die Renaissance hervorbrachte. Geboren um 1445 wahrscheinlich in Neapel hatte er zum engsten Kreis um den römischen Medailleur Lysippos gehört. Ein Giovanni di Candida war genauso geschickt als Maler wie als Goldschmied. Er wusste durch feinsinnige Gespräche und bestes Benehmen zu verzaubern. Karl der Kühne band ihn durch den Posten eines Sekretärs an sich. In dieser Funktion war Candida in alle Geheimnisse seines Herrn eingeweiht. Er wird nach dessen Tod am 5. Januar 1577 gehofft haben, bei Maximilian eine neue Anstellung zu finden. In diesem Zusammenhang dürfen wir die Medaille auf dessen Hochzeit mit Maria von Burgund am 19. August 1477 verstehen.

Doch anscheinend konnten sich Maximilian und Giovanni di Candida nicht einigen. Ab 1480 arbeitete Candida für den französischen Hof.

Maximilian I. Guldiner 1505, Hall. Stempel von Benedikt Burkhart. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 5.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 13.

Maximilian I. Guldiner 1505, Hall. Stempel von Benedikt Burkhart. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 5.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 13.

Aber Maximilian hatte das Potential der Medaille erkannt. Sie erlaubte ihm, genau wie der Druck, seine Darstellungen weit zu streuen. Er verfügte nach dem Tod Sigismunds von Tirol im Jahr 1496 über die Münzstätte von Hall. Diese hatte sich darauf spezialisiert, große, eindrucksvolle Prägungen in Silber herzustellen. Erst 1486 war dort der Guldiner entstanden, eine technische Meisterleistung. Ihn verschmolz Maximilian mit dem Konzept der Medaille und entwickelte so für sich den Schaupfennig, also eine Münze – nichts anderes bedeutete im Frühneuhochdeutsch das Wort „Pfennig“ – die nicht nur zum Zahlen, sondern auch zum Betrachten gemacht war.

Der Entwurf dieser Schaupfennige war Chefsache. Maximilian scheint jeden einzelnen freigegeben zu haben. So wissen wir zum Beispiel aus einer zeitgenössischen Quelle, dass er einen Stempel zurückwies, weil „die Nase etwas zu hoch, das Angesicht zu lang und der Unterleib zu groß“ sei.

Dass diese Schaupfennige beim Zielpublikum ankamen, verrät uns ein an Maximilian gerichtetes Schreiben des kaiserlichen Gesandten Hieronymus Cassola von 1508: „Als ich mich in einer anderen Gesandtschaft befand, baten mich viele Fürsten und Adlige mit großem Ehrgeiz und Verlangen um Münzen mit dem Bildnis Eurer kaiserlichen Majestät.“

Maximilian I. Modell für die Prägung des Schaupfennigs von 1506, Hall. Stempel von Benedikt Burkhart. Sehr selten. Scharfer Originalguss. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 14

Maximilian I. Modell für die Prägung des Schaupfennigs von 1506, Hall. Stempel von Benedikt Burkhart. Sehr selten. Scharfer Originalguss. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 14

Bianca Sforza, die Enkelin des Condottiere

Die wohl seltenste Schaumünzen der Epoche ist heute das Doppelporträt von Maximilian und Bianca Maria Sforza von 1506. Überhaupt nahm die kaiserliche Selbstdarstellung kaum Notiz von dieser Frau – ganz anders als von Maria von Burgund. Man hat das gelegentlich damit erklären wollen, wie sehr Maximilian seine erste Frau liebte und seine zweite verachtete. Das ist romantisierender Blödsinn. Selbstdarstellung hatte mit Liebe nichts zu tun.

Bianca Maria Sforza wurde nach Möglichkeit verschwiegen, weil sie die Enkelin eines unehelich geborenen Söldnerführers war, der dank seiner Körperkraft und Unternehmungslust die Visconti als Herrscher von Mailand abgelöst hatte. Sein Sohn, Galeazzo Maria Sforza, hatte sich mit seinem Reichtum einen Kaiser als Schwiegersohn geleistet. Maximilian heiratete Bianca 1493 nur wegen ihrer Mitgift in Höhe von 400.000 Dukaten in bar und 40.000 Dukaten in Juwelen. Sie dürfte Maximilian peinlich gewesen sein, vor allem als die Sforza 1499 aus Mailand vertrieben wurden. Immer wieder hören wir, dass er seine Frau mitsamt ihrem Hofstaat als Pfand zurückließ, wenn Schulden nicht beglichen werden konnten.

Der Guldiner von 1506 mit den Porträts Maximilians und Biancas war also sicher kein kaiserliches Projekt. Dies bestätigen die Haller Münzamtsrechnungen von 1506. Sie stellen ausdrücklich fest, dass Benedikt Burkhart das Modell für den Schaupfennig ohne Auftrag anfertigte. Ebenfalls aus den Münzamtsrechnungen erfahren wir, dass der Stempelschneider vier Proben auf eigene Kosten herstellen und der Königin übergeben ließ. Ob es bei diesen Probeprägungen geblieben ist? Ist das der Grund dafür, dass diese Münze heute so selten ist?

Maximilian I. Schauguldiner ohne Jahr (nach 1511), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 18.

Maximilian I. Schauguldiner ohne Jahr (nach 1511), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 18.

Maria, Erbin von Burgund

Maria dagegen passte zum Image eines Kaisers. Wahrscheinlich war das der Grund, warum Maximilian unmittelbar nach dem Tod der Bianca Maria Sforza am 31. Dezember 1510 die Hochzeitsguldiner mit dem Porträt seiner ersten Frau in Auftrag gab. Bianca sollte so schnell wie möglich aus der Erinnerung getilgt werden. Ein hochherziger – so die Umschrift – Erzherzog von Österreich und Burgund heiratete eben keinen Emporkömmling, sondern eine wie Maria, Tochter Karls des Kühnen, Erbin von Burgund und Brabant. Das war Maximilian wichtig, nicht ihre hübsche kleine Nase und ihre graubraunen Augen, auch wenn der Jungvermählte sie in einem Brief zu rühmen wusste.

Maximilian I. Doppelter Schauguldiner 1509, Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 17.

Maximilian I. Doppelter Schauguldiner 1509, Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 17.

Der letzte Ritter und das Turnier

Besonders gerne zeigte sich Maximilian I. in voller Rüstung hoch zu Ross als Ritter auf dem Weg ins Turnier. Dieser doppelte Schauguldiner von 1509 ist dafür ein wunderbares Zeugnis. Auf der Rückseite sind all die Wappen dargestellt, die man ihren Eigentümern im Turnier vorantrug, während der Herold die Titel des Teilnehmers dazu ausrief.

Turniere waren damals die wichtigste und kostspieligste Freizeitbeschäftigung des Adels. Die Teilnahme war riskant – nicht nur weil es immer wieder zu tödlichen Unfällen kam. Wer im Tjost verlor, dem durfte sein Gegner die Rüstung mitsamt Pferd abnehmen. Ein herber Verlust, wenn man an die hohen Wiederbeschaffungskosten denkt!

Maximilian organisierte immer wieder solche Events. Ständig orderte er neue Rüstungen bei den besten Augsburger Plattnern. Die trug er während der Turniere, auch wenn er selbst nicht daran teilnahm, sondern nur zusah. Weil ihm das auf die Dauer zu teuer wurde, richtete sich Maximilian eine kaiserliche Hofplattnerei mit 13 Handwerkern in Innsbruck ein, die mit einem jährlichen Budget von 1.000 Gulden ausgestattet wurde. Davon mussten nicht nur die Löhne, sondern auch das Material bezahlt werden.

 Maximilian I. Schauguldiner ohne Jahr (1518), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 20.

Maximilian I. Schauguldiner ohne Jahr (1518), Hall. Stempel von Ulrich Ursenthaler. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Aus Auktion Künker 423 (3. Juli 2025), Nr. 20.

Allerdings wäre niemand auf die Idee gekommen, in so einem Prunkharnisch in die Schlacht zu reiten. Auch wenn diese Darstellung uns das glauben machen will. Der König und mächtigste Fürst über die meisten Provinzen Europas, wie ihn die Umschrift nennt, war 1518 – also zum Zeitpunkt der Prägung dieses Stücks – bereits fast 60 Jahre alt und hatte nur noch wenige Monate zu leben. Die Zeit, in der er als jugendlicher Held in den Kampf zog, lag schon lange zurück.

Postkarte mit dem Goldenen Dachl nach einem Gemälde von Erwin Spindler

Postkarte mit dem Goldenen Dachl nach einem Gemälde von Erwin Spindler

Maximilian mag gerade noch in der Lage gewesen sein, vom Innsbrucker Prunkerker mit dem goldenen Dachl auf den Platz hinunterzuschauen, auf dem er einst die prachtvollsten Turniere veranstaltet hatte. Gerne wird er sich daran erinnert haben, wenn er die Holzschnitte des dritten von ihm finanzierten Buchs betrachtete: Der Freydal erzählt von einem jungen Ritter, leicht identifizierbar als Maximilian I., der in 64 Turnieren seinen wahren Wert beweist. Fast immer bleibt er Sieger und gewinnt so die Hand einer mächtigen Herrscherin, die er aber erst suchen und gewinnen muss, was nahtlos zur Handlung des Theuerdanks überleitet.

Wieder einmal bleibt Maximilian uns nicht als der Bankrotteur in Erinnerung, sondern als prunkliebender Renaissancefürst ohne materielle Sorgen. Dass Maximilians Pracht zum großen Teil von einem Augsburger Bankier finanziert wurde, der dafür als erster deutscher Kaufmann in den Reichsgrafenstand aufstieg, verblasst hinter diesen Bildern. Auch die Tatsache, dass im Jahr der Prägung des letzten Schauguldiners die Innsbrucker Kaufleute dem Hof jeglichen Kredit verweigerten, tritt in den Hintergrund. Maximilian blieb nichts anderes übrig, als Innsbruck zu verlassen und in eine Stadt zu reisen, in der man ihn auf Pump mit Nahrungsmitteln versorgte. Er soll vor Wut einen Schlaganfall erlitten haben und kurz darauf in Wels am 12. Januar 1519 verstorben sein.

Literatur:

  • Heinz Moser und Heinz Tursky, Die Münzstätte Hall in Tirol 1477-1665. Innsbruck 1977
  • Kaiser Maximilian I. Der letzte Ritter und das höfische Turnier. Herausgegeben im Auftrag der Reiss-Engelhorn-Museen von Sabine Haag, Alfried Wieczorek, Matthias Pfaffenbichler und Hans-Jürgen Buderer. Regensburg (2014) I.
  • Heinz Winter, „und in sonderhait hat er grosse munz schlagen lassen“ – Die Schaumünzen Maximilians I. aus der Prägestätte Hall in Tirol. In: Kaiser Maximilian I. Der letzte Ritter und das höfische Turnier (2014), S. 203-209
  • Heinz Winter, Die Medaillen und Schaumünzen der Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums Wien. Band I: Friedrich III. und Maximilian I. Wien (2013)

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