Literatur zur Numismatik und zur Archäologie: Die Bibliothek Zlatko Pleša
Paul-Francis Jacquier
Auktion 54
Literatur
20.-21. März 2025
Online
Zlatko Pleša gehörte zu den freundlichsten Münzhändlern, denen man auf einer Münzbörse begegnen konnte. Geboren 1952 im serbischen Zemun, eröffnete er in Frankfurt am Main seine Münzhandlung, in der er auch mit antiken Objekten handelte. Am 2. November 2022 starb Zlatko Pleša völlig überraschend in Südfrankreich. Er hinterließ eine umfassende und sehr gepflegte Bibliothek, die er über viele Jahrzehnte zusammentrug. Nun offeriert Paul-Francis Jacquier in seiner 54. Auktion die Bücher. Es ist ein letzter Dienst, den er einem lieben Freund erweist, mit dem er viele Jahre lang bei jeder gemeinsamen Münzbörse Seite an Seite saß.
Die Bibliothek setzte sich aus drei Teilen zusammen: Zunächst den Büchern, die Zlatko Pleša selbst anschaffte. Bereits in den späten 1990er Jahren übernahm Zlatko die Bibliothek des früh verstorbenen Münchner Numismatikers Marcus Höllersberger. Kurz vor seinem Tod erwarb er dazu die Bücher seines langjährigen Freundes, des Frankfurter Antikenhändlers Bernd Gackstätter, der wenige Monate vor ihm verstorben war. Das erklärt den hohen Anteil an archäologischen und kunsthistorischen Büchern.
Die Bibliothek Zlatko Pleša ist eine wunderbare Gelegenheit, die eigene Arbeitsbibliothek um wichtige Werke zu ergänzen und damit das Relikt eines Mannes im Bücherschrank zu haben, dessen unerschütterliches Lächeln stets aus dem Herzen kam.
Die Numismatik mit einem Schwerpunkt auf der Antike
Nach einigen bibliophilen Werken wie Teilbänden aus Köhlers Münzbelustigungen oder Schulthess-Rechbergs Thaler-Cabinet folgen die Werke zur antiken Numismatik mit insgesamt 372 Nummern. Vor allem die keltische Numismatik ist hervorragend vertreten, aber auch die 29 Bände des British Museum Catalogue werden auf großes Interesse stoßen. Kenner entdecken umfangreiche Reihen der Sylloge Nummorum Graecorum sowie alle für die römische Numismatik unabdingbaren Bestimmungswerke. Darunter befinden sich zum Beispiel die wichtigen und längst vergriffenen Kataloge des Roman Provincial Coinage. Darüber hin aus gibt es eigene Abteilungen von Büchern zur Sigillographie, zu antiken Tesseren und Plomben sowie zu antiken Gewichten und Münzwaagen.

E. Bahrfeldt, Das Münzwesen der Mark Brandenburg. Nachdruck Leipzig 1980. 3 Bände. Schätzung: 150 Euro. Aus Auktion Jacquier 54 (20./21. März), Nr. 420.
Interessante Titel zu den Münzen aus Mittelalter und Neuzeit
Aber auch die Sammler von europäischen Münzen aus Mittelalter und Neuzeit sollten nicht versäumen, den Katalog aufmerksam zu studieren. Er enthält rund 150 Nummern seltener Werke, die zum größten Teil heute noch unersetzlich sind, wenn es an das Bestimmen von Münzen geht. Ob die Nachdrucke der vollständigen Reihe von Bahrfeldts Münzwesen der Mark Brandenburg oder der elf Bände von Fialas Münzen und Medaillen der Welfischen Lande. Die Bibliothek offeriert viele Standardwerke, die in jede Bibliothek gehören.
Die Auktionskataloge
Kernstück der Auktion sind die rund 160 Lose mit wichtigen Auktionskatalogen, viele aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Große, längst vergangene Auktionshäuser wie die Brüder Egger, Leo Hamburger, Otto Helbing, Adolph Hess, Sally Rosenberger und Felix Schlessinger erinnern an eine goldene Zeit des Münzhandels, als große Sammlungen wie die von Ernst Justus Haeberlin, Apostolo Zeno, Cyril Lockett, Commerzienrath C. F. Pogge oder Großfürst Georg Michaelovitsch verkauft wurden. Große Katalograritäten bieten genauso wie sinnvoll zusammengestellte Lots die Möglichkeit, die eigene Bibliothek um Werke zu erweitern, die für die Provenienzforschung heute unerlässlich sind.

H. Kühn, Die Germanischen Bügelfibeln der Völkerwanderungszeit. 4 Bände. Schätzung: 250 Euro. Aus Auktion Jacquier 54 (20./21. März), Nr. 775.
Archäologie, Kunst- und Kulturgeschichte
Gibt es einen Numismatiker, der sich nicht auch für Gemmen, antiken Schmuck und römische Kleinkunst interessiert? Jetzt ist die Zeit, die wichtigste Literatur dazu zu erwerben. Rund die Hälfte aller Lose umfasst wichtige Monographien zur Archäologie. Es lohnt sich diesen Teil des Auktionskatalogs aufmerksam zu studieren, vor allem weil sich darin viele Werke zur Kulturgeschichte verbergen. Schwerpunkt liegt dabei auf Büchern in deutscher Sprache, aber auch französische, italienische und englische Literatur ist zu entdecken.
Zlatkos Sohn Konstantin leitet den Auktionskatalog mit einem kurzen Vorwort ein, in dem er schreibt: „Die bemerkenswerte Büchersammlung meines Vaters Zlatko Pleša lässt nicht nur die Fülle seines Wissens über die Numismatik erahnen, sondern verkörpert vor allem eine Leidenschaft, die seit seiner Kindheit bestand. Seine numismatische Begeisterung haftet an jedem Buch, jeder Seite und zwischen den Zielen. All das erinnert mich an ihn in behaglichen und zugleich spannenden Momenten mit einem Glas Wein in der Hand, Münzen auf dem Tisch und einem Funkeln in den Augen. Selbst wenn Zlatko von uns gegangen ist, bleibt der Zauber dieser besonderen Leidenschaft erhalten. Sie lebt in seiner Büchersammlung weiter und wird beim Aufschlagen eines jeden Werkes wieder aufkommen.“
Die Auktion ist über Redpoint, NumisBids und biddr zugänglich. Der Katalog kann gegen eine Schutzgebühr von 15 Euro bei Paul-Francis Jacquier bestellt werden.